DIA-PROJEKTIONEN

Die Geschichte des Mediums Film beginnt später als die Geschichte der Arbeiterbildungsvereine. Die ersten organisierten Vereine gibt es schon seit den 1830er Jahren, in Wien erstmals seit 1848 im Gasthaus Fürstenhof im 3. Wiener Gemeindebezirk. Als Viktor Adler auf der 2. Sozialistischen Internationale 1889 neben dem Achtstundentag und dem allgemeinen Wahlrecht auch ganz besonders das Recht des Arbeiters auf Weiterbildung fordert, werden solche Arbeiterbildungsvereine immer verbreiteter.

Zu Beginn dieser neuen medialen Zeit war der Diavortrag das bevorzugte Präsentationsmittel. Die ersten Projektionsapparate, vom Erfinder und Unternehmer Ernst Leitz auf Basis eines Mikroskopes gebaut, waren Prototypen. Mit sehr viel Einfallsreichtum und Experimentierfreude gebaut sind sie heute Zeitzeugen dieser Anfangszeit der Arbeiterbildung.

Das Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung hat in seiner Sammlung technischer Geräte einige dieser Universal-Projektionsapparate, die zum Teil für die Durchlicht-, zum Teil für die Auflichtprojektion konstruiert sind, mit denen man sowohl Diapositive wie auch Dokumente und kleinere Gegenstände zeigen konnte. Es gibt auch Fotoapparate aus den zugehörigen Zeiten.

Zusätzlich zur  Sammlung von uralten technischen Präsentationsgeräten findet man im WIFAR aber auch eine Menge zugehöriger "Software" aus der Anfangszeit der Arbeiterweiterbildung. Zusammengestellte Reihen von Diapositiven unterschiedlichsten Formats als Basis für moderierte Vorträge zu unterschiedlichsten Wissensgebieten.

Mit dem Fortschreiten der technischen Entwicklung - bereits in der Zeit des Roten Wien und vor allem in der Anfangszeit der Zweiten Republik - wurden auch die Diaprojektionen immer besser und einfacher zu bedienen. Obwohl es jetzt das Medium Film schon gab, erfreuten sich Dia-Abende mit einem Vortragenden noch lange großer Beliebtheit.

Im WIFAR finden sich viele zusammengestellte Dia-Vorträge aus der Zeit der 1920er Jahre bis in die späten 1960er Jahre. Einige davon sind nur mehr schwer nachvollziehbar, aber von einigen sind sogar noch Drehbücher dieser frühen Arbeiterbildung erhalten geblieben, manchmal handgeschrieben, für einen oder für mehrere Sprecher konzipiert.

Die Hochblüte des Dia-Zeitalters begann mit der Erfindung des Magazins. Jetzt konnten ganze Vortäge einfach vorbereitet und mittels eines Handgriffes Bild für Bild weitergeschaltet werden. Und dann kam das Zeitalter der Multivision. Mehrere Projektoren mit Karusell-Magazin wurden zusammengeschaltet und mittels eines Tonbandes synchronisiert und gesteuert (Ton-Bild-Schau).